Ein Leben auf Messers Schneide
Im zarten Alter von 11 Jahren widerfuhr Dietmar Pohl 1977 sein erstes, unvergessliches Erlebnis mit Messern. Sein zehn Jahre älterer Bruder kehrte von der Fallschirmjägerschule der Bundeswehr nach Hause zurück und zeigte ihm sein Fallschirmjäger-Kappmesser. Die Begeisterung für den kalten Stahl war geweckt.
Doch wirklich prägend und lebensverändernd war der Moment, als ihm ein Freund im Januar 1983 einen Artikel über einen Vietnam-Kriegshelden in der Filmzeitschrift Cinema zeigte. Gleich am Wochenende marschierte er ins Kino, um sich den Actionstreifen anzusehen. Auf dem Heimweg, an jenem kalten Winterabend, dachte der 16-jährige Enthusiast nicht nur an die Elitekämpfer-Filmfigur. Für ihn war der eigentliche Protagonist das imposante Überlebensmesser aus der Schmiede des legendären „Arkansas Knifesmith“, das Sylvester Stallone in dem Film bei sich führte.
Nach einer schlaflosen Nacht stand Dietmar am nächsten Tag im Keller des elterlichen Hauses, um mit Muskelschmalz und einer Rundfeile seinem KA-BAR Kampfmesser den charakteristischen Sägerücken des Filmmessers zu verpassen.
DER REST IST GESCHICHTE…
…wie man so schön sagt. Dietmar Pohl war ab diesem Zeitpunkt vom Virus befallen und widmete sein ganzes, weiteres Leben bis heute dem Messer.
Nach seinem Kinobesuch recherchierte er über den Messermacher aus Arkansas, auf der anderen Seite des großen Teiches, und versuchte weitere Informationen über diesen herauszufinden. Zum damaligen Zeitpunkt, ohne allgegenwärtiges Internet, ein mühsames Unterfangen.
Bereits ab 1985 begann Dietmar Pohl damit, Filmmesser zu sammeln. In den Anfängen, mit dem schmalen Budget eines Schülers und Studenten, waren „nur“ Nachbauten von einem deutschen Messermacher erschwinglich und selbst die kosteten damals schon ein hübsches Sümmchen.
1988 kam das erste originale Filmmesser aus den USA dazu. Heute besitzt der Experte auf diesem Gebiet eine stolze Sammlung, die etliche seltene Exponate umfasst. Im Jahr 1990 besuchte er seine erste Messermacher-Fachmesse in den USA und knüpfte wertvolle Kontakte. Indem er Werkstudent bei Böker Baumwerk in Solingen wurde, lenkte er drei Jahre später auch seine berufliche Laufbahn in diese Richtung.
Ab 1994 war Dietmar Pohl 13 Jahre lang Marketingleiter und Designer bei dem Solinger Traditionsunternehmen. Er zeichnete mitverantwortlich für internationale Erfolge wie das Böker Speedlock-Springmesser, die in Zusammenarbeit mit Michail Kalaschnikow oder die bekannte Messerbaureihe von Colonel Rex Applegate. Auch die ersten Taschenmesser des bekannten Herstellers Heckler & Koch basieren auf seinen Entwürfen.
Darüber hinaus war der diplomierte Ökonom 18 Monate lang Produktmanager bei der Firma Eickhorn Solingen Ltd. und dort für die Neuausrichtung des Unternehmens verantwortlich. In jener Zeit konnte er sein Wissen rund um Bajonette und behördlich beschaffte Kampfmesser vertiefen. Es war dann nur ein logischer Schritt, dass sich Dietmar Pohl 2007 mit seinem eigenen Unternehmen Pohl Force selbstständig machte. Unter diesem Namen bereichern bis heute moderne feststehende und klappbare Einsatzmesser für Militär, Polizei, Sicherheitsfachkräfte und Zivilisten den Markt, welche teilweise offiziell von deutschen Spezialeinheiten genutzt werden. Messer, die sich durch außerordentliche Robustheit sowie ästhetische und praxisnahe Designs auszeichnen.
SPITZE FEDER
Der vielseitig talentierte Messerdesigner, übrigens auch erster deutscher Direktor und zertifizierter Ausbilder des „Reality Based“-Selbstverteidigungssystems des bekannten US-Amerikaners Jim Wagner, fühlte sich aber auch stets in der Medienwelt wohl. So hat er ab 2001 unter anderem vier Bücher zu den Themen „Taktische Einsatzmesser“, „Messer deutscher Spezialeinheiten“, „Kampfmesser- Messerkampf“ sowie „Messer im Kampfeinsatz“ veröffentlicht. Er ist der einzige Buchautor, dessen Kampfmesserbücher in den drei Sprachen Deutsch, Englisch und Russisch publiziert wurden. Es folgten mehrfache TV-Auftritte im deutschen Fernsehen zum Thema Kampf- und Überlebensmesser.
DER KREIS SCHLIESST SICH
Seit 25 Jahren ist Dietmar Pohl nun hauptberuflich Messerdesigner und hat weit über 100 eigenständige Messerkreationen ersonnen. Es ist schon erstaunlich, welch schicksalhaften Weg ein Leben einschlagen kann.
Im Herbst/ Spätsommer 2018 führt ihn dieser zurück zu dem prägenden Erlebnis an jenem kalten Wintertag im Januar 1983, welches der zündende Funke für seine erfolgreiche berufliche Karriere sein sollte. Denn der 16-jährige Schüler, der sich einst für Sylvester Stallone und seine Filmmesser begeisterte, ist heute, mit 52 Jahren, mit ihm persönlich bekannt und hat für den letzten Teil seiner Elitekämpfer-Serie die Klingen des Hauptdarstellers entworfen.
Dietmar Pohl
Tauchen mit Kampfschwimmernder Bundeswehr